Das Jagdkonzept der HGÖMG


  

Leitbild für das Rotwild

 

Das Rotwild (Cervus elaphus) ist eines unserer größten Landsäugetiere. Der „Altwelthirsch“ gehört zur Ordnung der Paarhufer und ist fast auf der gesamten Nordhalbkugel in verschiedenen Unterarten und Ökotypen verbreitet. Nach der letzten Eiszeit war die Art in Mitteleuropa bis in die Neuzeit hinein nahezu flächendeckend vertreten.

Nach heutigem Wissensstand gilt sie ursprünglich als Bewohner offener bzw. halboffener Landschaften. Der Rothirsch ist in unserer Kulturlandschaft meist auf Refugien wie größere Waldgebiete zurückgedrängt worden. In Deutschland leben gegenwärtig ca. 150.000 Exemplare, der Rothirsch ist momentan sicher keine gefährdete Art im engeren Sinne, da die verbliebenen Teilvorkommen zur Zeit durchaus überlebensfähig sind. 
Eine mögliche langfristige Gefährdungsursache ist die anhaltende Verinselung von Subpopulationen über viele Generationen hinweg. Ein genetischer Austausch bzw. weite Wanderungen werden zusätzlich durch Zerschneidung der Landschaft erschwert.

Für unseren „Müritzhirsch“ sind jedoch weite Wanderwege über einen Fernwechsel bis hin zum Darß zumindest theoretisch möglich. Weitere Verbindungen bis in die Nossentiner-Schwinzer-Heide und in die Mecklenburgische Schweiz gelten als gesichert, sodass der Rotwildbestand in unserer Hegegemeinschaft keine isolierte Teilpopulation darstellt, auch wenn die Hirsche auf ihren Wanderwegen viele Hindernisse (z.B. Straßenverkehr) zu meistern haben.

In Anlehnung an das unter der Federführung der Deutschen Wildtierstiftung entwickelte Leitbild für ein fortschrittliches Management des Rotwildes in Deutschland (2006) gilt in unserer Hegegemeinschaft folgendes Leitbild:

 

Leitbild ist ein frei lebender, vitaler Rotwildbestand, der alle geeigneten Lebensräume besiedelt, seine Habitate selbst wählt und seinen Lebensrhythmus eigenständig bestimmt. 

Unser revierübergreifendes Management sorgt für einen Ausgleich zwischen den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Interessen des Menschen einerseits und den Ansprüchen des Rotwildes andererseits. 

 

Dort wo Rotwild in unserer Hegegemeinschaft häufig vorkommt ist es jagdliche Leitart. D.h. das Management des gesamten Schalenwildes orientiert sich in den Verbreitungsschwerpunkten vorrangig an dieser Wildart. Durch die bereits seit 1998 per Jagdverordnung vorgenommene Ausweisung von permanenten Jagdruhezonen werden Wildtiere in ihrem Lebensraum gefördert und für die Nationalparkbesucher erlebbar gemacht. Besonders das lernfähige Rotwild nutzt bevorzugt diese fast störungsfreien Wildschutzgebiete, verhält sich tagaktiv und vertraut. Als gelungenes Beispiel gilt die Offenlandschaft am Ostufer der Müritz mit seinen ausgedehnten Schilf- und Sumpfflächen, eingestreuten Laubholzinseln und Naturwiesen sowie dem angrenzendem Extensivgrünland.

Außerhalb dieser jagdfreien Zonen sind bei Entscheidungen über die Bejagung des Rotwildes immer seine biologischen Bedürfnisse wie Ernährungsweise, soziale Organisation, Raumnutzung und Sicherheit zu berücksichtigen.

Eine vorbildliche Rotwildbejagung setzt sich zum Ziel, Tagaktivität und Vertrautheit des Wildes zu fördern und eine naturnah gegliederte Rotwildpopulation zu erhalten. Diese ist gekennzeichnet durch einen hohen Anteil erwachsener Tiere, das Vorkommen von alten männlichen Hirschen, ein zu Gunsten des weiblichen Wildes verschobenes Geschlechterverhältnis und die Organisation in Rudeln. Sozial intakte Wildbestände und geringer Jagddruck können wesentlich dazu beitragen Verbissbelastung im Wald und Wildschäden auf den Feldern gering zu halten.